Midem 2018 du 5 au 8 Juin , notre envoyée spéciale Alice Kanterian couvrait l’événement en 2017 :
Die MIDEM 2017 (Marché international du disque et de l'édition musicale) ist die weltgrößte Musikmesse und findet seit 1967 jährlich in Cannes statt. Ich war zum ersten Mal dabei, und fühlte mich zunächst etwas verloren. Gleiche Venue wie das Filmfestival, erneut im Palais, doch ganz anders „gezimmert“, anderes Flair, anderer Eingang, lange Gänge mit wenigen Menschen, die auch anders gekleidet waren als auf dem Filmfestival, das waren die ersten Eindrücke. Ich musste mich zurechtsuchen, entdeckte ein World Wide Village, dort fanden wichtige Podiumsdiskussionen statt, die Happy Hours bei den Franzosen, da kamen alle hin, und man konnte sich austauschen. So war es auch auf der Jazzahead in Bremen, auch dort war der französische Stand das Highlight der Jazzmesse, der Champagner floss. Und hier traf ich auch 3 Jazzahead Fachbesucher. In Bremen wie in Cannes herrschte ein legerer Umgangshabitus, alle sind nett zueinander, kein Stress wie auf dem Filmfrestival in Cannes, dass es im Musikgeschäft um viel Geld geht, fiel nicht auf. Auf der Midem werden Geschäfte gemacht, hier treffen sich noch immer die Bonzen der Musikindustrie, die von Sony und Universal die man kennt, und die neuen von Deezer, Spotify und Napster. In diesem Jahr fand die Messe vom 06. bis zum 09. Juni statt, mit neuem Geschäftsführer Alexandre Deniot, ein erfahrener Musikmanager, zuvor bei Universal für die Digitalisierung zuständig. Die Midem ist eine Veranstaltung der weltweit operierenden Reed Exhibitions, die auch die MIPCOM und MIPTV in Cannes organisiert. Der neue Mann an der Spitze soll auf der Midem die vor etlichen Jahren 60 000 Besucher zählte neue Akzente setzen und sie zur erneuten Grösse verhelfen. Ob Nizzaattentat, der Entschluss der Veranstalter seit diesem Jahr nur Fachbesuchern den Zutritt zu gestatten, die Verlegung der Midem von Ende Januar auf Anfang Juni, oder die alljährliche GEMMA-Veranstaltung, die traditionsgemäss vor der neuen Sommer-Midem liegt, und einige Fachbesucher weglockt, die Fachbesucherzahlen spiegelten es wieder und lagen bei 4400 Fachbesucher von 600 Indie-Labels aus 85 Ländern. Die Musikindustrie befindet sich im Umbruch, die rechtliche Gesetzgebung stagniert, Brüssel ist aus dem Schönheitsschlaf aufgewacht, und zeigte auf der Midem eine starke Präsenz, die Geschäfstmodelle mancher digitaler Plattformen, dabei ist vor allem die Rede von youtube verletzten die Autorenrechte, die Industrie spricht von Value Gap und meint die Wertschöpfungslücke. Das ist das derzeit zentrale Thema der Musikindustrie in Europa und weltweit. Er beschreibt das Ungleichgewicht zwischen der zunehmenden Online-Musiknutzung und der nur geringen Beteiligung der Rechteinhaber an den damit von den Online-Plattformen erzielten Erlösen. Darüber diskutierten der deutsche EU-Abgeordnete Christian Ehler und der Geschäftsführer des Bundesverbandes Musikindustrie Dr. Florian Drücke mit französischen und italienischen Parlamentariern. Fazit: Brüssel muss sich sputen und dafür Sorge tragen, dass Rahmenbedingungen für einen effizienten Schutz geistigen Eigentums geschaffen werden. Make in Germany war für mich ein weiteres Highlight, hier diskutierte die deutsche Musikszene mit Medienanwälten auf Englisch die Lage der Nation im Musikgeschäft, es ging auch hier um streeming und Autorenrechte.
Die Midem ist noch immer sehr wichtig, die Industrie nutzt sie häufig als Plattform zur Ankündigung neuer Produkte, Musiker oder Branchenstrategien. Im Cash-Factory Saal wurde der weltweite Number 1 Hit wurde vorgestellt, der puerto-ricanische Rapper und zur Zeit erfolgreichste Vertreter des Reggaetons Daddy Yankee war extra zur Midem angereist und berichtete von den Anfängen seiner Karriere, das besondere er besitzt noch die Rechte an seinen Songs, so auch an seinem Sommer-Hit „Gasolina“ mit dem er den Durchbruch schaffte, das ist auf der ganzen Welt einzigartig, denn normalerweise werden diese von den Plattenfirmen mitakquiriert. Er unterstützt Luis Fonsi, der ebenfalls Puerto-Ricaner ist beim neuen Sommer-Hit „Despacito“, dem weltweiten Number 1 Hit.
Im Mittelpunkt der Midem stand der Münchener Musiker und Produzent Leslie Mandoki, der für seine diesjährige, erfolgreiche Man Doki Soulmates Konzerttour "Wings Of Freedom – A Story Of Mother Europe" durch die europäischen Hauptstädte Paris-London-Berlin mit dem MIDEM 2017 ACHIEVEMENT AWARD geehrt. Überreicht wurde die Auszeichnung während des Konzertes der Man Doki Soulmates am 8. Juni 2017 im Palais de Festival in Cannes durch Reed-MIDEM-Chef Paul Zilk. Mandoki trat gemeinsam mit Klaus Doldinger (Klaus Doldinger's Passport), Melanie C. (ehem. Spice Girls), Tony Carey (Rainbow), Nick van Eede (Cutting Crew), Chris Thompson (Manfred Mann's Earth Band), Midge Ure (Ultravox) und John Helliwell (Supertramp) auf.
Auf der Midem finden, neben Geschäftsgesprächen, auch verschiedene begleitende Veranstaltungen wie Vorträge, Seminare und natürlich auch Konzerte statt. Das Highlight war der Auftritt des haitianischen Rappers Wyclef Jean, der als Mentor des Accelerators auftratt und ein umjubeltes Konzert gab. Für diese Accelarator Konzertreihe können sich neue Bands bewerben, eine Jury sucht die besten aus, und die werden zur Midem eingeladen. Deutsche zählten nicht zu den Gewinnern. Mit dabei waren die beeindruckende Iris Gold aus den Niederlanden, M.anifest aus Ghana oder Charlotte B aus Schottland. Die Schottin und Ihre Band traff ich dann später erneut vor dem deutschen Stand, wo auf das Photo entstand, und auf dem Virtual Reality Stand, ihr Konzert wurde mit dieser neuen Technologie eingefangen, und so konnte sie anschliessend mit aufgesetzten Brille ihren eigenen Auftritt dreidimensional bewundern. Als grosser Fan von VR, der auf der CeBIT die VR Entwicklungen verfolgt, die Technologie und Anwendungen dazu später auf der Hannover Industriemesse ausprobiert, dann auf dem Filmfestival in Cannes den VR-Day der Stereopsia-Veranstalter aus Brüssel mitgemacht und von den zwei verschiedenen Ansätzen erfahren: dem Erlebnis in den sogenannten 180 Grad Domes-Kinos und dem mit der VR-Brille. Im rumänischen Pavilion schaute ich anschliessend VR-Filme deren Qualität mich verblüfft haben, und das ohne Kopfschmerzen, gar nicht so selbstverständlich. Das VR-Highlight von Cannes hatte ich verpasst, die Schuld lag nicht bei mir, es war ausgebucht. Der mexikanische Erfolgsregisseur Iñárritu hatte seinen ersten Virtual-Reality-Film in Cannes präsentiert und dabei jeden in der Haut eines Flüchtlings gesteckt. Im Hangar von Flughafen von Mandelieu, sollte man zunächst die Schuhe ausziehen, erzählten mir Kollegen, dann betratt man barfuß Sand, erst anschliessend setzte man die Brille auf. „Nicht bewegen!“, schreien die Männer, die aus dem Jeep springen. „Stehen bleiben!“ Dann Schüsse und Schreie. In „Carne y Arena“ (Fleisch und Sand) wird der Zuschauer zum Flüchtling. Der Kurzfilm soll sensibilisieren und verdeutlichen was Flüchtlige durchmachen, an der Gremze zwischen Mexiko un den USA. Der Kurzfilm basierte auf den Erfahrungen mexikanischer Flüchtlinge. Leider entging mir diese Erfahrung auf dem Festival de Cannes. So sollte mir diese neue Erfahrung im Rahmen der MIDEM nicht entgehen. Beim Aufsetzen der Brille entdeckte ich mich, wie ich bei drei Konzerten (Iris Gold, Wyclef Jean und M.anifest) in vorderster Reihe mittanze, eine unglaubige Erfahrung sich selbst so zu erleben. Ich erlebte alles aus der Perspektive des Sängers, dort waren die VR-Kameras angebracht.
To be continueed – Die MIDEM wird auch 2018 fortgesetzt. So soll es einen Fokus auf die Digitalisierung und auf die Musik aus Afrika geben.
Die weltgrößte Musikmesse findet auch kommendes Jahr im Juni statt, vom 05-08 Juni. Dies versicherte Jérome Delhaye, Director of Entertainment Division der veranstaltenden Reed MIDEM, auf der Abschluss-Pressekonferenz in Cannes.
„Wir hatten dieses Jahr mehr Künstler hier. Es gab mehr Konzerte. Und wir konnten auch einen großen Zuwachs von Frauen verzeichnen“, berichtet der neue Geschäftsführer Alexandre Deniot auf der Abschlusskonferenz. Alles, was wir hier anbieten – die Konzerte, die Panels und Vorträge, der Austausch: All das ist wichtig und wird auch wichtig bleiben. Es wird also ein Happening werden. Ein Happening soll auch auch die CeBIT 2018 werden, die findet dann zum ersten Mal im Juni statt, vom 11.-15. Juni 2018, kurz nach der MIDEM. Weitere Gemeinsamkeiten, die MIDEM findet erst im dritten Jahr im Juni steht, bis 2015 fand sie Ende Januar statt. Die Grenzen verfliessen, während Alexandre Deniot, die Digitalisierung anvisiert, präsentiert sich die CeBIT im Bild als Musikfestival und verspricht ein „Festival digitaler Innovation“. Es wird also in beiden Fällen ein Happening werden, das steht fest, beide Messen sind dabei sich neu zu finden und zu erfinden, ob es gelingt muss man abwarten und sehen. Zeitlich müsste es gehen, zuerst die Midem und dann die CeBIT, es dürfte spannend sein beide aufzusuchen und darüber zu berichten. To be continueed…